Von Italien Richtung Spanien
Nach vier Monaten Griechenland und ebenfalls vier Monaten in Italien segeln wir nun weiter Richtung Spanien.
Von Carloforte, Sardinien aus planen wir die Überfahrt nach Menorca, Mahon. Da der Propeller immer noch wackelte, mussten wir in Villasimius nochmals das Schiff aus dem Wasser heben. Die Werft baute eine neue Welle ein, wir denken, dass es an jener lag. Im Februar war uns ein schwimmendes Holz in die Schraube geraten, was vermutlich einen Schlag verursacht hatte.
Da wir nächste Woche bereits wieder Gäste erwarten, müssen wir das erste mögliche Wetterfenster nutzen.
Am Sonntag, 10. Juni ganz früh am Morgen, 02.00 Uhr brechen wir auf. Wir müssen einen sportlichen Kurs einschlagen, „Hart am Wind“, das ist der kleinstmögliche Winkel, den man segeln kann. Mit unserem Schiff können wir ca. 40 Grad zum Wind segeln. Laut Wettervorhersage kommt der Wind aus Nord bis Nordwest und wir müssen Richtung Menorca im Winkel von 285 Grad segeln. Mit der Abdrift sind das nicht viele Grad, die wir übrig haben. Wir planen es auszuprobieren, allenfalls auf Mallorca zu segeln, wo wir einen besseren Winkel zum Wind hätten oder die letzte Option, nach Sardinien zurückzukehren und hoffen, dass das nächste Wetterfenster besser ist.
Mit vollen Wassertanks und vollem Dieseltank, Essensvorräte ebenfalls aufgestockt, mit letzten Köstlichkeiten aus Italen, segeln wir also um 02.00 Uhr in Carloforte los. Übrigens eine kleine schöne Insel neben Sardinien.
Wir lösen die Leinen, alles ist still, wir versuchen unsere Nachbarn nicht zu wecken, auch der Wind ist still… Dunkle Nacht, das Meer ist schwarz, der Mondschein glitzert auf dem stillen Wasser. Aus dem grossen Hafenbecken navigieren wir hinaus in den Canale di San Pietro, ein niedriges Wasser zwischen Sardinien und Carloforte, nur 3 bis 10 m tief. Stets den Tiefenmesser im Blick, steuern wir durch Untiefen hindurch bis zum grellen grünen Licht am nördlichsten Zipfel der Insel. Die Anspannung lässt nach, die Wassertiefe steigt. Doch wo bleibt der Wind?
Wir beschliessen, dass Olivia die erste Schicht bis um 05.00 Uhr macht und wir erst danach entscheiden.
Der Winkel ist nicht gut, wir kommen nicht einmal bis auf Mallorca. Wir müssten aufkreuzen, was für eine so lange Strecke keinen Sinn macht. Auch ist der Wind mal 6 Knoten stark, dann höchstens 8. Was uns eine Geschwindigkeit von nur 3 bis 4 Knoten ermöglicht. Wir geben fast auf: „Umkehren…“, meint Olivia. Trotzdem warten wir… um 05.00 Uhr nimmt der Wind langsam zu, er fällt manchmal immer noch zusammen, so dass wir eher treiben statt segeln. Matthias macht seine zwei Stunden, das Schiff nimmt Fahrt auf und wir können einen immer besseren Winkel segeln. Wir beschliessen Mallorca oder bestenfalls Menorca anzusteuern, in der Hoffnung der Wind dreht zu unseren Gunsten.
Zum Znacht gibt es „blutte“ Ravioli und Gurkensalat. Es muss einfach sein, denn wenn wir zu lange unten bleiben, haben wir nachher keinen Hunger mehr… Da der Wind zunimmt, sind auch die Wellen grösser geworden. Wir schätzen 1 m hoch, es sind kurze heftige, so dass der Bug auf das Wasser schlägt. Es gibt jedes Mal einen dumpfen Schlag, der den ganzen Schiffsrumpf erzittern lässt, schlafen wird schwierig werden. Auch liegt das Schiff beim „Hart-am-Wind-Kurs“ schräg im Wasser, es hat viel Krängung.
Nach 20 h Fahrt und den ersten 100 Meilen haben wir die Hälfte geschafft und sind guten Mutes! Der Winkel und die Geschwindigkeit stimmen. Wir sind sehr froh… Matthias übernimmt seine Schicht um 21.00 Uhr und Olivia darf bis um 01.00 Uhr schlafen. Es wellt, doch im Salon haben wir ein Bett eingerichtet, dort merkt man etwas weniger von Wind und Wellen. Um 01.00 übernimmt Olivia ihre Schicht. Der Wind fällt zusammen, Olivia „entrefft“, macht die Segel wieder so gross wie möglich. Nach ca. einer Stunde nimmt der Wind zum Glück wieder zu. Doch so stark, über 15 Knoten, dass Olivia wieder jedes mögliche Reff setzen muss. Grosssegel lösen, Reffleine kurbeln, auch das Vorsegel ist noch immer zu gross. Dafür haben wir Geschwindigkeit, flotte 7 Knoten, das ist ein gutes Tempo für unser Schiff. Der Wind beginnt durch die Segel zu „pfeifen“, das beunruhigt, denn bis zu welcher Stärke wird er wohl zunehmen? Es ist immer noch dunkle Nacht. Olivia weckt Matthias, wir können den Kurs und die Segel so belassen.
Bereits nach nur 29 h Fahrt, wir rechneten mit 8 h mehr, morgens um 08.00 Uhr: Land in Sicht! Wir können Menorca erst 3 h vor dem Ziel sehen, denn sie bleibt lange im Dunst verborgen.
Langsam, nach vielen Stunden nur blau um uns, 2 Schiffe kreuzten uns, sonst waren wir ganz alleine auf diesem weiten Meer, wird es wieder lebendiger. Ein kleines Fischerboot begegnet uns, dessen Netz wir noch gerade ausweichen können. Auch 3 Segler die die Insel in der Gegenrichtung verlassen, sichten wir. Wir nehmen das Grosssegel hinunter und rollen die Genua ein. Der Motor läuft und wir kämpfen uns durch die letzten Wellen in die sehr ruhige Bucht von Mahon. Erstaunlich, hier spürt man weder Wind und Wellen. Nach dem „Anlegerli“, der Hunger kommt jeweils gewaltig, sobald der Anker sitzt, ist eine lange Siesta angesagt! Schliesslich sind wir gut und froh und glücklich hier in Spanien angekommen.
Im Moment steuern wir wunderschöne Buchten in Menorca und Mallorca an. Ende Juni setzen wir die Reise Richtung spanisches Festland fort.


Carloforte, Sardinien




Die alte ausgebaute Welle, der Sonnenaufgang und ca. 16 h später um 21.30 Uhr der Sonnenuntergang.


Flotte Fahrt: Hart am Wind








Land in Sicht! Mahon, Menorca, die Bucht, Mondaufgang und die ersten Tapas mit Mojito!

Lg Lore
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