Zum ersten Mal zu zweit auf dem Meer

Ob wir danach immer noch unseren Traum umsetzen wollen?

Am 17. September haben wir unseren Hochseeschein erhalten. Zwei Wochen danach und sehr kurzfristig, haben wir eines der letzten noch freien und möglichst ein kleines Boot gebucht, denn wir waren ja nur zu zweit. So sind wir zur Speedy gekommen, einer Jeanneau Sun Odyssey 35, etwa 11 m lang und mit zwei Kabinen. Der Start war schwierig, vieles mussten wir lesen, hören und uns merken. Wassertank, Motorenkontrolle, Seeventile und vieles mehr musste richtig gehandhabt werden und beim Ablegen im Charterhafen mussten wir die Untiefen und Mooringleinen genau beachten. Ja, nochmals wurde uns die Realität klar vor Augen geführt, dass wenn man einen Traum realisieren will, dies anstrengend und aufwändig ist. Wollten wir lieber ein ruhiges, erholsames Leben, dann sollten wir besser keine solchen Pläne schmieden und die Hände von Abenteuern lassen.

Am ersten Tag, nach dem erfolgreichen Auslaufen und dem Hinaussegeln ins offene Meer, kam guter Wind auf. Kurz nach dem Mittag waren wir bereits vor dem Hafen unserer ersten Etappe angelangt: Margiano Marina. Wir entschieden uns deshalb, unseren Schlag zu verlängern. So entdeckten wir die nächste Bucht. Ein sehr schöner Ort an der Westküste, jedoch nahe am Ufer und gegen Westen nahe an einer Felswand. Kein Skipper war da, der entschied, was zu tun ist. Wir waren unsere eigenen Skipper und mussten Entscheidungen treffen. Nach dem zweiten Versuch den Anker fallen zu lassen, entschieden wir uns dennoch dort zu bleiben. Wir hielten aufmerksam Ankerwache, da wir noch nicht so Vertrauen in den Anker hatten. Um 5 Uhr morgens sahen wir trotz der noch dunklen Nacht eine schwarze Wolkenwand auf uns zukommen. Nun schlug der Puls höher. Wir besprachen uns, worauf wir uns mit Segelkombi und Schwimmweste ausrüsteten. Den Motor warfen wir vorsichtshalber an, um sofort reagieren zu können. Das mulmige Gefühl dabei war, dass wir nie genau wussten, ob das Gewitter nun den Höhepunkt erreicht hat oder noch stärker wird. Etwa 2 Stunden später war es Gott sei Dank vorüber und wir befanden uns immer noch am selben Ort – guter Anker, gute Kette. Als die Wolken langsam weiterzogen, legten wir uns nochmals schlafen.

Nach dieser ersten abenteuerlichen Nacht vor Anker, hat es uns von Tag zu Tag besser gefallen, wir wurden sicherer. Auch war die Elba ein sehr schönes und einfaches Revier, sehr geeignet um seine ersten Erfahrungen zu sammeln.

Zum ganzen Thema „Meteo“ müssen wir uns weiterbilden. Wie wichtig das Einschätzen von Wind, Wolken, Wetterlage und Strömung ist, das wurde uns noch mehr bewusst, obwohl uns dies ein alter erfahrener Skipper kurz vor unserem Törn geraten hat: Die Kenntnis des Wetters sei etwas vom wichtigsten auf See.

Neben vielen schönen Sonnenauf- und -untergängen, vielen schönen Buchten, schöner Insellandschaft und gutem Wind, machten wir am zweitletzten Tag sogar einen Tauchgang in einer windstillen Bucht. Auch den ersten Funkspruch setzten wir ab, eine Anfrage an einen Hafen, um dort für eine Nacht anlegen zu dürfen. Am letzten Tag dann übten wir das rückwärts Einparken in diesem, in der Nebensaison schwach frequentierten Hafen. So waren wir vorbereitet, um schliesslich möglichst gekonnt im Charterhafen wieder einlaufen zu können.

Am letzten Tag unseres Törns waren wir uns einig: Am liebsten wären wir gleich geblieben…

3 Kommentare zu „Zum ersten Mal zu zweit auf dem Meer

  1. Bravo! Cool, dass ihr euch gleich nach Erhalt des Hochseescheins raus wagt und Erfahrungen sammelt. Wünsche euch weiterhin schöne und lehrreiche Erlebnisse, wobei die lehrreichen eben nicht immer die einfachen sind 😉
    LG Andy

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