Abenteuer um Abenteuer… Wir haben in den letzen 3 Wochen wieder so viel erlebt, dass wir gar nicht wissen wo beginnen!
Vor ein paar Tagen spazierten wir bei 35 Grad in der Wüste und nun schreiben wir bei Regenwetter in der Bucht vor Syrakus Sizilien den Blog. Meteorologisch, kulturell und geografisch liegen Welten zwischen anfangs März und bald Ende März.
Die Überfahrt von Sizilien nach Tunesien machten wir zu zweit. Es waren zwei Nachtfahrten, eine nach Pantelleria (siehe letzten Blog) und eine nach Tunesien in den Hafen Yasmine Hammamet. Die Tunesier schauen sehr gut zu ihren Touristen, so fühlten wir uns stets sicher. Da ich Olivia in Israel unter den Arabern wohnte, war mir die arabische Kultur vertraut und ich war sofort wieder im Feilschen drin. Ein ständiges „Game“, den bestmöglichen Preis hinunterzuhandeln.
In einem Gemüseladen lernten wir die Schweizerin Ursula kennen. Sie schwärmte von der Wüste und gab uns wichtige und interessante Infos zum Land. Schliesslich fanden wir einen vertrauenswürdigen Chauffeur mit einem Auto, welcher uns zwei Tage in die Wüste begleitete. So sahen wir etwas mehr vom Reichtum des Landes: unendliche Olivenbaumplantagen, dann wieder Industriestädte, der Nationalpark in der Sahara, alte Berberdörfer, Oasen, römische Bauten und vieles mehr. Da die Tunesier sich mitten im Ramadan befanden, waren nicht viele Touristen unterwegs. Die meisten Restaurants waren abends geschlossen, was uns besonders auf der Reise in die Wüste zum Verhängnis wurde. Doch ein Barkeeper erbarmte sich und gab uns von seinem privaten Essen. Hungrig wie wir waren, schätzten wir diese nette Geste enorm! Die Reise in die Sahara, ca. 500 km hin und wieder zurück, war ein Highlight. Wir waren im Berberdorf Chinin, spazierten über eine Sanddüne und übernachteten in einer Höhle. Zum Teil wohnen Berber immer noch in Höhlen, da das Klima sehr angenehm ist. Draussen brütend heiss und in der Höhle im Winter warm und im Sommer angenehm kühl. In Chinin lernten wir Ali den Berber kennen, der uns für ein paar Dinar zu allen Sehenswürdigkeiten führte. Wir waren der Kultur sehr nahe, indem wir Ali viel fragen konnten und aber auch die Sicht von Hakim dem Chauffeur erfuhren. Ali war ziemlich hyperaktiv und sprach sehr schnell und vom Anfang bis zum Schluss ohne Pause. Es war immer lustig, wenn unsere verschiedene Kulturen zusammenkamen. Zuerst zeigte er uns Berbergräber und eine kleine schiefe Moschee, die sich anscheinend absichtlich nach Mekka neigen soll. Wir waren etwas skeptisch, bis ich Olivia dann mehrmals wünschte, doch noch Sand zu sehen. Nach der Erkundung des wunderschönen in den Berg gebauten Berberdorfs schaffte es Ali schliesslich, den Chauffeur Hakim zu überreden, eine kleine Strasse bis zum Beginn der Sandwüste zu fahren. Hakim steuerte seinen schönen weissen VW auf die holprige Wüstenpiste und fürchtete bereits den Tadel seines Chefs. Die Sandwüste war wunderschön!
Am Abend fanden wir dann unsere Unterkunft, die Höhle. Sie befand sich auf dem Land in der Nähe des Wüstendorfes Ghurmassen. Eine lustige Unterkunft… Schliesslich durfte auch Hakim dort übernachten, denn es hatte zwei Zimmer. Am nächsten Morgen traten wir den Heimweg an und besuchten ein weiteres Berberdorf Matmata. Dort durften wir eine schöne Berberhöhle besuchen, und wurden mit einem Wüstenzmittag verwöhnt, Fladenbrot und Eintopf. Wenn man die orientalische Kultur nicht scheut, ja, dann ist Tunesien sehr empfehlenswert. Viele Segler überwintern in Yasmine Hammamet, es ist günstig und sicher.
Bereits am Abend unserer Heimkehr von der Wüste traf Anna ein. Eine 23 jährige Studentin, die ihre Meilen fürs Hochseebrevet sammelte. Am Abend des nächsten Tages, nach einem kurzen Rundgang in der Stadt Hammamet, brachen wir wieder Richtung Pantelleria auf. Zuvor mussten wir jedoch die Ausklarierungsformalitäten über uns ergehen lassen… und das abends um 20.00 Uhr, als alle mitten im Fastenbrechen des Ramadans waren. Auf dem Polizeiposten war der Tisch gedeckt, die Polizisten waren gar nicht auf Arbeit eingestellt. Sie fragten, ob wir denn wirklich jetzt gehen wollen. Ich sagte ja, messieurs, vous avez du travail maintenant! (ihr habt jetzt Arbeit…). Während einer Stunde marschierten wir zwischen Polizeibüro, Zoll und Hafenbüro hin und her. Zum Glück alles im selben Gebäude. Das Hafenbüro suchte lange unser Dokument, das der Zöllner und der Polizist benötigten. Schliesslich gab es eine kurze Besichtigung des Schiffs mit der Frage nach einem Geschenk. Wir sagten dann: Non, monsieur, on a pas de cadeau, ihr könnt das ganze Schiff anschauen… Gegen Bezahlung könnte man veranlassen, dass das Schiff nicht untersucht wird. Doch sowohl für den Zöllner, als auch für die Polizei war es nicht der Moment jetzt unnötig zu arbeiten. So durften wir endlich lossegeln!
Wir rechneten nicht mit vielen tunesischen Fischern vor Pantelleria. Sie lazerten uns mit grünem Licht an. Kurz darauf der Funkspruch: „Mahuida IV“. Die tunesische Navy funkte uns an, wir seien im Netz! Matthias meinte, nein, wir haben 5 Knoten Fahrt, kann nicht sein. So behielten wir Kurs. Plötzlich schreit Anna: Hier das Netz! Matthias reagierte in einem Bruchteil einer Sekunde, riss das Steuer herum und wir streiften mit dem Heck grad noch die kleinen roten Bälle des Fischernetzes. Wieder hin und her funken mit der Navy. Im Nachhinein begriffen wir, dass die Fischer über die Navy kommunizierten, da sie kein Englisch sprechen. Die Navy hingegen sah ja das Fischernetz nicht auf dem AIS, weshalb sie uns nach ein paar Minuten wiederholt sagten, wir können nun unseren Kurs wieder aufnehmen. Doch wir befanden uns immer noch im Netz! Beim zweiten Stopp kurz vor dem Fischernetz drehte Matthias nur noch so viel ab, bis wir dem Fischernetz folgen konnten und dann schliesslich nach 1-2 Meilen den Ausgang fanden! Wir hatten einmal mehr viel Bewahrung erlebt. Hätte Anna das Netz nicht gesehen und Matthias nicht sofort beigedreht, hätten wir uns in der Morgendämmerung darin verfangen. In Europa sind Fischernetze in der Nacht mit einem kleinen Licht gekennzeichnet und die Netze befinden sich unter der Wasseroberfläche. Man kann mit dem Schiff also problemlos in 4 Meter Entfernung von der Fischernetzboje das Netz passieren. Dies ist anscheinend in Tunesien anders…
In Pantelleria verweilten wir nicht lange, da Wind und Wetter stimmten. Leider mussten wir dann an der sizilianischen Südküste aufkreuzen, bis wir schliesslich nach fast 400 Meilen den Anker in der Bucht von Syrakus fallen liessen. Anna fehlten nur noch 22 Meilen von den 1000 erforderlichen fürs Hochseebrevet. So machten wir diese am Tag vor ihrer Abreise und segelten die 1000ste Meile mit ihr. So viele Meilen sind wir noch nie während einer Woche gesegelt. 250 ist schon recht viel. Die Woche mit Anna war ein weiteres Highlight, denn wir kannten sie zuvor nicht, sie ist uns in diesen paar Tagen ans Herz gewachsen. So, dass ein Italiener bemerkte: Che bella famiglia… Ja, hätte sein können, denn die Söhne von Matthias sind genau in ihrem Alter.
Jetzt haben wir sehr viel berichtet und es gäbe noch viel mehr, wie der Segler, der uns ein Kilo von seinem geangelten 30 kg Thunfisch schenkte oder der Engländer, der uns wieder erkannte und dem wir Gipfeli brachten und die teils sehr schönen aber auch manchmal sehr verwahrlosten und suspekten Städte Siziliens,…
Wir bleiben für zwei weitere Törns in Sizilien, segeln durch die Strasse von Messina. Dann geht es weiter Richtung Sardinien.
In Gedanken verbunden mit euch allen, senden wir euch herzliche Grüsse vom Meer.
Leere Hotelkomplexe, der ungewollte Kamelritt, Gemüseeinkauf und die Tunesische Flagge.





El Jem, ein sehr gut erhaltenes Amphitheater, eines der letzten, das die Römer bauten.




Im Amphitheater.



Die Berberwohnung mit den einzelnen Höhleneingängen.
















Port Yasmine Hammamet und die Stadt Hammamet (Tunesien)


Immer wieder begleiten uns Delfine.













Anna sammelte die 1000ste Meile mit uns.
