Lange haben wir mit der Übungskarte gelernt und nun sind wir ganz echt und real in diesem Gebiet: Nordfrankreich, Bretagne. Die „Übungskarte“ ist ein Seekartenausschnitt für die Theorieprüfung des Hochseebrevets, worauf wir etliche Übungen machten und Aufgaben lösten. Die Namen scheinen uns vertraut „Grand Léon“, ein Leuchtturm, unscheinbar und doch sind wir überglücklich, den in Echt zu sehen.
Überwältigt waren wir von den Gezeiten. Der Hafen in Saint Malo senkt und hebt sich zweimal in 24 Stunden um 6 Meter, an manchen Tagen kann dies sogar mehr sein. Die Zugänge zu den Stegen werden mal fast flach, mal so steil, dass man beinahe klettern muss. Auch haben die Gezeiten grosse Auswirkungen auf die Strömungen, so hatten wir vor der Insel „Île d’Ouessant“ eine Geschwindigkeit, schneller als der Wind. Wären wir die entgegengesetzte Richtung gesegelt wären wir rückwärts gedriftet, denn der Strom war 6 Knoten stark und wir hätten mit unserer Fahrtgeschwindigkeit diese nicht überschreiten können.
Genaue Navigation war von grösster Bedeutung. So durchquerten wir Passagen mit Felsen links und rechts, welche knapp vom Wasser bedeckt waren.
Bezaubernd war auch dieses Mal die Natur, die Tiere und die Weite des Meeres. Delfine begleiteten uns fast jeden Tag. Dreimal bekamen wir den Kopf einer neugierigen Robbe zu Gesicht. Aus weiter Ferne, doch mit dem Fernglas war sie gut erkennbar.
Die Felsenküsten und kleinen Inseln, Leuchttürme und Hügel erinnern an Schottland.
Erst wäre eigentlich Schottland für unseren Törn geplant gewesen, doch wie so oft in der heutigen Zeit, ändern sich die Pläne kurzfristig. Wir glauben, dass es sich lohnt, uns auf Ungeplantes oder neue Pläne einzulassen, auch wenn da manchmal Wehmut mitschwingt, wenn man die eigene Vorstellung loslässt. So entdeckten wir ganz unverhofft einen wunderschönen, sehr spannenden Ort auf dieser Welt, die Bretagne. Wir wären von uns aus nicht auf diese Idee gekommen.
Mahuida Sailing 